"Zieh dich nicht zu warm an mein Kind, dann bleibst du gesund!

Warum dein Wim Hof Training auch deine Kinder glücklich macht

Stell dir vor, du warst etwas in Bewegung, vielleicht sogar so richtig. Du schwitzt und du ziehst dir deine Jacke aus. Fühlt sich gut an… Doch sogleich kommt jemand daher gerannt und erklärt dir, dass du das auf gar keinen Fall tun sollst. Dass du eigentlich gar nicht warm hast und du deine Jacke sofort wieder anziehen sollst. Am besten gleich noch eine Mütze dazu. Dies ist eine Art winterliche Eltern-Kind-Standardsituation, die ab dem Herbst auftritt und sich bis im Frühling wiederholt. Mamas und Papas sind selten so konsequent, wie wenn es darum geht, ihre Kleinen in Kaltwettermumien zu verwandeln. 

«Zieh dich an, sonst wirst du krank!» Wie viele Male hast du diesen Satz gehört? Den Glauben, dass Kälte krank macht, bekommen wir alle in die Wiege gelegt und geben ihn ungeprüft weiter.  Dabei sollte es heissen: «Zieh dich nicht zu warm an mein Kind, dann bleibst du gesund!». Die verkehrte Erziehung bezüglich Kälte, rührt daher, dass die wenigsten von uns wissen, was in unserem Körper vorgeht, wenn er der Kälte ausgesetzt ist: 

Wenn unsere Temperatursensoren Kälte fühlen, informieren sie umgehend den Hypothalamus - die Hirnregion, die unsere Körpertemperatur reguliert. Woraufhin dieser eine Reihe von Aktivitäten in Gang setzt, die allesamt helfen die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Dabei wird auch umgehend sichergestellt, dass die vorhandene Wärme dort hingelangt, wo sie am meisten gebraucht wird. Die Blutgefässe verengen sich an den Extremitäten, um das Blut um die lebenswichtigen Organe warm zu halten. Daher sind unsere Hände und Füsse die Ersten, die sich kalt anfühlen und blass werden. Das ist eine äusserst schlaue Reaktion unseres Körpers, welcher im Notfall lieber eine kleine Zehe opfert, als einen Herzstillstand zu riskieren. Wenn unsere Kinder also kalte Hände oder Füsse haben, wenn sie an der Kälte sind, bedeutet das ganz einfach, dass ihr Körper funktioniert und sie gesund sind. 

Gut zu wissen ist auch, dass unsere Temperatursensoren die Kälte zuerst an der Hautoberfläche wahrnehmen. Damit die körpereigene Heizung hochgefahren wird, muss dort Kälte herrschen. Bei üppiger Kleidung passiert gar nichts. Je wärmer wir uns anziehen, desto kälter nehmen wir die Temperatur wahr. Wenn wir Eltern also warm gekleidet in der Kälte rumstehen, mit hochgezogenen Schultern plaudern und dabei frösteln, sind wir nicht in der Lage auf den Zustand unserer Kinder zu schliessen. Deren körpereigene Heizung läuft auf Hochtouren und ihre Muskeln sind auch vom Rumspringen warm. Wenn wir ihnen nicht präventiv schon zu viel Kleidung aufgebrummt haben, sind sie auch nicht schweissgebadet und ihr Körper hat die besten Voraussetzungen, um mit den kühlen Temperaturen umzugehen. 

Je öfter der kindliche Körper mit Kälte gefordert wird, desto besser lernt er damit umgehen. Diese Chance kriegen nicht allzu viele. In der Regel kommt das Kind ein erstes Mal frierend nach Hause, ist danach krank und spätestens ab diesem Tag wird es seine ganze Kindheit hindurch vorausschauend warm eingepackt. Aus medizinischer Sicht sind ist es nicht Kälte, sondern Viren und Bakterien, welche Schnupfen & Co hervorrufen. In Studien konnte gar nachgewiesen werden, dass Kälteexposition mitunter zu erhöhten Werten an weissen Blutkörperchen führt. Sie sind ein wichtiger Teil unseres Immunsystems und ihr Job ist es, Viren und Bakterien so rasch wie möglich unschädlich zu machen. Wenn sie es nicht rechtzeitig schaffen und die Angreifer sich im Körper verteilen und vermehren, wehrt dieser sich u.a. indem er seine Temperatur erhöht. Setzen wir uns dann der Kälte aus, können wir ihn überfordern und krank werden. Hier stimmt deshalb für einmal, was wir von unseren Eltern gelernt haben: fiebrige Kinder gehören an die Wärme. 

Ansonsten trainieren wir unser Gefässsystem optimal, wenn wir uns regelmässig der Kälte aussetzen. Wenn es kalt ist, verengen sich Blutgefässe und an der Wärme weiten sie sich. Dank diesem Wechsel bleiben auch die äussersten feinen Äderchen dauerhaft gut durchblutet und können Abwehrzellen nah an die Körperoberfläche transportieren. Dort sind sie dann ein wichtiger Player, wenn es darum geht Viren und Bakterien zu bekämpfen, bevor diese sich stark vermehren und unseren Körper einnehmen. 

Das Coole an regelmässiger Kälteexposition ist auch, dass wir damit unsere braunen Fettzellen vermehren. Wir tragen neben «normalem» weissem Fett nämlich auch «braunes Fett» mit uns rum. Die Zellen im braunen Fett enthalten Mitochondrien, die ihnen eine beige Farbe verleihen. Diese Mitochondrien sind kleine Kraftwerke, in welchen weisses Fett verbrannt und in Wärme umgewandelt wird. Babys verfügen über einen sehr hohen Anteil an braunem Fett. Es hält ihren Körper warm, ohne dass sie sich bewegen müssen. Das braune Fett bleibt dem Körper erhalten, solange er regelmässig der Kälte ausgesetzt ist. Es nimmt in der warmen Jahreszeit ab und wieder zu, sobald es kälter wird. 

Neben den vielen physiologischen, gibt es auch wichtige psychologische Gründe, die dafür sprechen unseren Kindern wieder mehr «Ankleideautonomie» zuzugestehen:

Kinder vertrauen uns. Wenn wir ihnen vermitteln, dass sie nicht auf ihre eigenen Empfindungen vertrauen können, verlieren sie ihre natürliche Fähigkeit, die Zeichen ihres Körpers zu deuten. Indirekt sagen wir ihnen zudem ständig, dass sie zu schwach sind, um mit Kälte umzugehen. Solch negative Überzeugungen wieder loszuwerden ist nicht so einfach. Insbesondere auch darum, weil ein auf die Dauer unterforderter Körper mit der Zeit tatsächlich nicht mehr mit Kälte umgehen kann. 

Die gute Nachricht ist: es ist nie zu spät. Sowohl unser Immunsystem wie auch braunes Fett können relativ rasch reaktiviert werden. Am besten fangen wir klein an: es geht darum in der Kindererziehung eine neue, gesündere Balance zwischen warm und kalt und positivere Botschaften bezüglich Kälte zu vermitteln. Beispielsweise können wir unserem Kind eine Jacke mitgeben, mit der Bitte sie anzuziehen, falls es kalt hat. Auch Kinder frieren nicht gerne und wenn sie selber entscheiden können, ziehen sie sich auch gerne mal was über. 

Und vielleicht fühlst du, dass du das Ganze zwar intellektuell nachvollziehen kannst, es dich aber doch enorm stresst, wenn du dein Kind leichtbekleidet im kalten Wetter spielen siehst. Dann fang einfach bei dir selber an. Du kannst beispielweise deine Duschen kalt enden. Oder du packst die letzte Kleiderschicht ein, anstatt sie von vornherein anzuziehen. Du wirst spüren, wie dein Körper dich unterstützt und du dich wärmer fühlst, als erwartet. Experimentiere mit der Kälte und nimm dabei bewusst wahr, welche Überzeugungen dich dabei einschränken. Sie in Frage zu stellen, lohnt sich. Wenn du Lust hast deine Beziehung zur Kälte rasch und positiv zu verändern, empfehle ich dir, einen Wim Hof Kurs zu besuchen. Mittlerweile gibt es sie rund um den Globus.  Eine neue Erfahrung mit der gesunden Seite der Kälte, die es in sich hat! Und die am Ende nicht nur dich, sondern auch deine Kinder stark, glücklich und gesund macht.

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Buchtipps

Die Heilkraft der Kälte, Josephine Worseck, 2020

Die Wim Hof Methode, Wim Hof, 2020